Haßfurt. Eine Videokamera stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes, den Pfarrer Stephan Eschenbacher und der frühere Kaplan Manuel Vetter in der vollbesetzten Ritterkapelle am Samstagabend feierten. Sie stand zum einen symbolisch für den Fokus, den die Pfarrei Haßfurt auf Christus und heuer auch auf das 550-jährige Jubiläum der Ritterkapelle richtet. Sie war aber auch ein Zeichen dafür, dass das Videoteam der Pfarrei einen beeindruckenden Film über die Geschichte die Ritterkapelle gedreht hat, der nach der Eucharistiefeier erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
Doch das Videoteam mit Michael Derleth, Manuel Vetter, Kaplan Michael Schmitt, Andreas Herrmann, Teresa Lang, Benedikt Wolf, Philipp Stich und Stefanie Beck hat nicht nur einen Film gedreht. Es beteiligte sich auch an der Gestaltung des Gottesdienstes, in dem Ludwig Wolf die Orgel spielte und Sandra Lohs sang. Dabei richteten die Mitglieder auch ihre persönliche Kamera auf die Orgel, die Sakristei, das Fürbittbuch vor der steinernen Pieta und auf den Altar als Orte und Zeichen des Glaubens. Pfarrer Eschenbacher selbst blickte auf das Chorkreuz. „Es zeigt, dass ein an sich allmächtiger Gott freiwillig ohnmächtig wird, weil er ein Gott der Liebe ist. Denn wahre Liebe kennt keine Macht, sie ist immer absichtslos.“ Das bedeute für ihn zum einen, dass keine Religion, aber auch keine gesellschaftliche Werteordnung und kein Wirtschaftssystem mit Gewalt durchgesetzt werden dürfe und könne. Gleichzeitig sei das Kreuz ein Zeichen dafür, dass es in allen Zeiten Bloßstellung, Verachtung und Erniedrigung gebe. „Und auch das kann für mich kein Mittel einer fruchtbaren Auseinandersetzung sein. Deshalb bin auch ich nicht ‚Charlie‘, weil ich die Zeichnungen in ‚Charlie Hebdo‘ verletzend und beleidigend finde – übrigens im Hinblick auf Religionen aller Couleur.“ Das Kreuz schenke ihm aber auch eine positive Kraft. „Einzig die ohnmächtige Liebe wird die Welt verändern. Und das ist der Weg des Gottes, an den ich glaube“, so der Pfarrer.
Am Ende der Feier berichtete Michael Derleth, dass der 23-minütige Dokumentationsfilm „Die Ritterkapelle“ mit über einem Jahr Produktionszeit und einer Arbeitsleistung von über 400 Stunden das größte bisher geschaffene Werk sei. Für das Dokumentationszentrum an der Ritterkapelle habe man Gesamtpaket erstellt: einen mit den Fingern steuerbaren Monitor, auf dem man alle Wappen am Chor und im Gewölbe ansehen und Informationen über den Raum und die Geschichte abrufen könne, und den Film, der heute gezeigt werde. Michael Derleth dankte der Diözese Würzburg und der Sparkasse Ostunterfranken für die Förderung, der Firma Schlegelmilch für die technische Beratung und Ausstattung sowie allen, die Räumlichkeiten als Drehorte zur Verfügung gestellt hatten. Ein besonderer Dank galt dem Team von 40 Personen, die als Laien-Schauspieler und Helfer vor und hinter der Kamera mitgearbeitet haben, vor allem dem Moderator Bernd Edrich und Manuel Vetter, der viele Ideen eingebracht, Kontakte geknüpft und tatkräftig mit angepackt hat.
In dem Film erzählt Bernd Edrich die Geschichte der Kirche in Auszügen. Gleichzeitig und zwischendurch verdeutlichen gespielte Szenen an den oben genannten Orten die Entstehung der Ritterkapelle und ihre baulichen Veränderungen bis heute. Der beeindruckende Film fand bei den Gottesdienstbesuchern großen Anklang und wurde mit minutenlangem Applaus bedacht.
Ulrike Langer
Eingetragen von Michael Derleth am 20.01.2015 21:07
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