Haßfurt. Der Evangelist Matthäus berichtet (2, 13 – 23): Nachdem die Sterndeuter gegangen waren, erschien dem Josef im Traum der Engel des Herrn und sagte: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten! Bleib dort, bis ich dir sage, dass du wieder zurückkommen kannst. Herodes wird nämlich das Kind suchen, weil er es umbringen will.“ Da stand Josef auf, mitten in der Nacht, nahm das Kind und seine Mutter und floh mit ihnen nach Ägypten. Dort lebten sie bis zum Tod von Herodes...
Georg Brenck d. Ä. (1564/65 – 1635) hat diesen Bericht als Relief dargestellt. Die weiß gefasste Tafel hängt in der Stadtpfarrkirche St. Kilian Haßfurt an der nördlichen Innenwand des Kirchenschiffes. Nach Josef Kehl (1948) hat der Bad Windsheimer Holzschnitzer Brenck um 1606 einen Marienzyklus mit sechs Tafeln für den Hochaltar in der Ritterkapelle geschaffen, so Kirchenrechnungen. Diesen Altaraufsatz in der Wallfahrtskirche ersetzte Josef Metzger (1846 – 1925) aus Hechingen durch einen Neubau des Altars nach den Plänen von Karl Alexander Heideloff (1788 – 1865).
1990 – 1992 kombinierte der Würzburger Bildhauer Ernst Singer vier Tafeln des Marienlebens mit den Frankenaposteln Tilman Riemenschneiders in den neuerrichteten Hochaltar der Stadtpfarrkirche. Zwei Relieftafel sind heute dort an der nördlichen Langhauswand befestigt: die Anbetung der Hl. Dreikönige und wie bereits erwähnt die Flucht nach Ägypten.
Maria sitzt auf einem Reittier, hält mit der Rechten das Jesukind auf dem Schoß, mit der Linken eine Nudelflasche. Josef führt entschlossen den Esel am Zaumzeug. Das Gebäude im Hintergrund ist wohl ein Hinweis auf Betlehem, das die Flüchtenden verlassen haben. Der fränkische Meister hat kräftige und lebensnahe Menschen gestaltet. Sie sind einander zugeordnet und aufeinander bezogen in barocker Kleidung und Art.
100 Jahre lang, in vier Generationen, war diese fränkische Bildschnitzerfamilie Brenck tätig für zahlreiche katholische wie auch evangelische Auftraggeber in unserem Raum.
Lesetipp: Brenck, Leben und Werk einer fränkischen Bildschnitzerfamilie im 17. Jahrhundert (Verlag Fränkisches Freilandmuseum, Bad Windsheim 2002)
Albin Schorn
Eingetragen von Michael Derleth am 07.01.2010 12:17