Haßfurt. Schon im Vorfeld des Ramadan kamen Vertreter der Muslime in unserer Region Haßberge über die Caritas auf Pfr. Stephan Eschenbacher zu mit der Bitte, ob es nicht möglich wäre, einen Raum für ihr Gebet während des Fastenmonats zur Verfügung zu stellen. Da der Pfarrsaal im angefragten Zeitraum – immer freitags von 13:30 -14:00 Uhr und von 22:30-23:30 Uhr – frei war, ist die katholische Pfarrei dieser Bitte gerne nachgekommen. Nach Beendigung des Ramadan war es den Muslimen ein großes Anliegen, dass die Möglichkeit zum Freitagsgebet fortgeführt werden könnte und sie fragten wieder diesbezüglich an. Nach einem Treffen mit den Organisatoren des Freitagsgebetes sagte Pfr. Eschenbacher zu, dass auch weiterhin der Pfarrsaal für das Gebet am Freitag von den Muslimen genutzt werden kann. Sollte dies einmal aus organisatorischen Gründen nicht möglich sein, dann steht ein Ausweichraum im Dachgeschoß des angrenzenden Diözesanbüros zur Verfügung. Die Muslime ihrerseits weisen darauf hin, dass jeder, der interessiert ist, gerne einmal beim Freitagsgebet als Gast vorbeischauen könnte. Zwei Regeln gilt es dabei allerdings zu beachten: Wie die Muslime auch sollte jeder, der in dieser Zeit den Saal betritt, seine Schuhe ausziehen; die Frauen werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen (entsprechende Tücher sind auch vorrätig).
In den Räumlichkeiten der Pfarrei findet zudem vierteljährig das „Cafe International“ statt, eine Begegnungsmöglichkeit von Einheimischen und Asylbewerbern bzw. ausländischen Mitbürgern, organisiert von Pro-Asyl und der Caritas. Außerdem haben sich Pfarreimitglieder bereit erklärt, Patenschaften für Asylbewerber zu übernehmen, d.h. ihnen zu helfen, sich bei Behördengängen usw. zurechtzufinden und deutsch zu lernen. In der ebenfalls zur Pfarreiengemeinschaft gehörenden Pfarrei St. Michael in Prappach sind im Pfarrhaus 4 Flüchtlinge untergebracht. Dies alles sind für uns wichtige Säulen der Integration.
Der Islam gehört zu den Weltreligionen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat in seiner „Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen (Nostra Aetate)“ folgendes in Bezug auf die Weltreligionen bestimmt: „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen (gemeint sind die Weltreligionen) wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet.“
Wenn sich jemand von uns in einem fremden Land aufhalten müsste, dann würde er sich ebenfalls wünschen, dass er seine Religion frei ausüben kann und dass ihm ein Raum zur Verfügung stehen würde, wo er dies ungehindert tun könnte. Deshalb ist es für uns als Pfarrei eine Selbstverständlichkeit, dies den Muslimen in unserer Region zu ermöglichen, die keine Moschee in nächster Umgebung aufsuchen können. Damit folgen wir der goldenen Regel Jesu: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten“ (Mt 7,13).
Eingetragen von Stephan Eschenbacher am 11.07.2016 20:21
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