Haßfurt. Noch rechtzeitig vor Einbruch winterlicher Temperaturen konnte der Königsberger Steinrestaurator Petro Schiller im Spätherbst letzten Jahres seine Sicherungs- und Konservierungsarbeiten am Ölberg-Relief abschließen. Das grün-graue Sandsteinwerk, entstanden um 1430 – 1450, ist an der Südseite der Hl. Geist-
Kapelle in der Oberen Vorstadt beim Caritasgebäude zu betrachten.
Die Maßnahmen waren notwendig geworden,weil das Verwitterungsbild im Sandstein auffallende Schäden zeigte: Schalen- und Rissbildungen mit Absandungen und Aufwölbungen. Diese zeigten sich vor allem im unteren Bereich am Flechtzaun der Darstellung. In einer Dokumentation beschreibt Schiller eingehend seine einzelnen Arbeitsschritte, um einen weiteren Substanzverlust an dieser biblischen Szene zu verhindern. So erfolgte zunächst eine teilweise Verfestigung mit Injektionsspritzen und das Ankleben loser Teile mit Epoxid-Bauharz. Anschließend war eine Handreinigung mit Pinsel angesagt, sodann Hinterspritzungen mit Mörtel. Die Risse wurden mit mineralischem Material geschlossen. Armierungsmaterial wurde verwendet, um Hohlräume verfüllen zu können. Microstifte und Dübel sicherten Rissbildungen. Als Verfugmaterial diente Trasskalk, Trasszement und Sand.
Christus zeigt sich hier in menschlicher Natur. Er ahnt seinen nahen Tod. So begibt er sich nach dem Letzten Abendmahl zum Ölberg. Drei Jünger begleiten ihn in den Garten Gethsemani. Sie schlafen einen Steinwurf weit entfernt vom Betenden, eng aneinander gerückt, selbstsicher und vertrauensselig, gleichsam ein Spiegel ihres Herrn, der kein Zeichen des Leidens und der Todes erkennen lässt. Mit erhobenen Händen, den Blick aufwärts gerichtet zu Gottvater mit einbeschriebenem Kreuz in einer Wolke, zeigt sich Jesus in vertrauensvoller Hingabe und Offenheit.
Wissenswert auch die Einschätzung des Restaurators zu dieser Darstellung der Ölbergszene. So hält er die Gestaltung der Bäume für einmalig. Er vermutet auch, dass derselbe Künstler ebenfalls das Dreikönigsrelief am Tympanon der Ritterkapelle geschaffen hat. Weiterhin bedenkenswert die Aussage, diess Ölbergrelief sei möglicherweise ein Teil der Ausstattung des ehemaligen Langhauses der Hl. Geist-Kapelle gewesen.
Knapp 2.000 Euro waren nötig, um den Bestand dieses einmaligen Kunstwerkes zu sichern. 8O0 Euro davon brachte das Bischöfliche Bauamt und die Pfarrei St. Kilian auf. Die Restkosten übernahm die Stadt Haßfurt
Tipp: Im nahen Umfeld sind zwei weitere Ölberg-Darstellungen zu betrachten: An der Südwand der Ritterkapelle wurde ein Ölberg mit vollplastischen Figuren Christus und dem Engel angebaut (Figuren um 1720 – 1740). Unter der Westempore der historischen Wallfahrtskirche St. Maria bereichert eine ähnliche Skulpturengruppe des Ölberggeschehens das neue Raumkonzept – vermutlich aus der Auwera-Werkstatt um 1740.
Albin Schorn
Eingetragen von Michael Derleth am 31.01.2014 21:49