Würzburg/Haßfurt (POW). Ritterkapelle in Haßfurt soll nach Votum der Gremien der Pfarrei Sankt Kilian und der Kunstkommission der Diözese Würzburg Altarinsel mit Stele erhalten – Informationsabend der Pfarrei wird zur beschämenden Veranstaltung.
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat die geplante Umgestaltung des Innenraums der Ritterkapelle in Haßfurt mit Altarinsel, Stele und barockem Kreuzweg begrüßt. In einem Brief an die Pfarrei Sankt Kilian in Haßfurt betont er, dass er sich der Entscheidung der gewählten Gremien und der Leitung der Pfarrgemeinde in Verbindung mit dem Votum der Kunstkommission der Diözese Würzburg verpflichtet fühle. Das Schreiben verlas Haßfurts Pfarrer Pater Reinhold Schmitt beim Informationsabend der Pfarrei zur geplanten Umgestaltung am Donnerstagabend, 24. April, in der Ritterkapelle in Haßfurt. Das spätgotische Marienheiligtum wird derzeit außen und innen saniert. Die Wallfahrtskirche gilt als "Nationales Denkmal".
"In Würdigung der Unterschriftenaktion gegen die Umgestaltung und stellvertretend für die Gemeindemitglieder haben die Mitglieder des Pfarrgemeinderats Haßfurt mehrheitlich für die Umgestaltung gestimmt. Dieses Votum haben sie dann der Kirchenverwaltung vorgelegt. Anschließend haben die Mitglieder der Kirchenverwaltung mehrheitlich für die Umgestaltung der Ritterkapelle nach den geänderten Vorgaben gestimmt", erläutert der Bischof. Für das klare Votum sei er dankbar. Tief betrübt zeige er sich aber über die Auseinandersetzungen um die Neugestaltung der Ritterkapelle. "Es tut mir leid, dass es zu Streit und Verletzungen gekommen ist." Alle Gläubigen der Pfarrei Sankt Kilian, die Bewohner der Stadt Haßfurt und alle Liebhaber der Ritterkapelle bittet der Bischof, die Entscheidung der gewählten Gremien anzunehmen: "In den vergangenen Wochen wurde mit großem Einsatz um eine Lösung gerungen. So manche verletzenden Worte fielen. Die Gläubigen und alle Bürger bitte ich, sich nach dieser Entscheidung wieder die Hand zu reichen und miteinander zum Wohl der Pfarrgemeinde und der Stadt Haßfurt zu wirken."
Dass dies sehr schwierig sein wird, zeigte die Abendveranstaltung. Pfarrer Pater Reinhold Schmitt und die Vertreter der Diözese Würzburg mit Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen und Diözesanratsvorsitzendem Karl-Peter Büttner, der die Kunstkommission der Diözese Würzburg vertrat, wurden gleich zu Beginn der Veranstaltung von den Gegnern der Neugestaltung lautstark ausgepfiffen und mit Gelächter und Buhrufen bedacht. Domkapitular Lenssen erläuterte die Entstehungsgeschichte der Planungen und Entscheidungen. Dabei blickte er zurück in die Geschichte des bedeutenden Haßfurter Gotteshauses, das ursprünglich als Marienkapelle mit einem Wallfahrtsbild erbaut und heute vor allem ein Raum für die Feier der Liturgie und der privaten Frömmigkeit sei. Nachdem die denkmalpflegerische Renovierung der Ritterkapelle anstand, habe die Diözese die Pfarrei Haßfurt darauf hingewiesen, die liturgische Ordnung des Gotteshauses nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils zu verbessern. Die Pfarrei habe daraufhin das Bau- und Kunstreferat der Diözese gebeten, entsprechende Entwürfe vorzulegen, um nach deren Prüfung eine Entscheidung treffen zu können.
Weiter betonte Lenssen, dass die Entwürfe im Jahr 2006 der Kunstkommission der Diözese präsentiert worden seien und diese nach einer Begutachtung vor Ort ein positives Votum abgegeben habe. Danach hätten die Gremien der Pfarrei Haßfurt den Entwürfen zugestimmt. Im November 2006 sei die Konzeptionsplanung bei einem Pfarrfamilienabend in Haßfurt vorgestellt worden. "Diese fand mehrheitlich keinen Widerstand", unterstrich Lenssen. Um über die konkrete Umsetzung der liturgischen Ausstattung zu entscheiden, seien maßstabsgerechte Modelle der Stele und der Altarinsel geschaffen und Anfang 2008 in der Ritterkapelle aufgestellt worden. "Diese Maßnahme sollte eine Hilfestellung für den Entscheidungsprozess sein und die Vorstellung sowie die Formulierung von änderungswünschen erleichtern."
Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung haben nach den Worten Lenssen die vorgeschlagene Altarinsel ebenso gut geheißen wie die formale Gestaltung von Altar und Ambo. änderungen seien bezüglich der Stufenhöhe der Altarinsel und der Gestaltung und Höhe der vorgeschlagenen Stele für die beiden Mariendarstellungen gewünscht worden. Diese seien dann bei einem zweiten Modell umgesetzt worden. Am 16. April 2008 informierten sich die Gremien der Pfarrei über das neue Modell und stimmten danach für die Umsetzung der geänderten Planungen. Die in Würzburg an Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand überreichten Unterschriften gegen eine Umgestaltung der Ritterkapelle hätten den Gremien bei ihrer Entscheidungsfindung vorgelegen, sagte Lenssen.
Nach dem Statement Lenssens und dem Verlesen des Schreibens von Bischof Hofmann brachten die in großer Zahl angetretenen Gegner der Neugestaltung erneut ihre Forderungen vor, den Innenraum der Ritterkapelle in der bisherigen Ausstattung zu belassen. "Das Vertrauen in die gewählten Gremien ist zerstört", behauptete Godehard Maruschke von der Initiativgruppe gegen die Neugestaltung. Und deren Sprecher Wilhelm Wolpert warf Pfarrer Schmitt und Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Elisabeth Graßer "Vertrauensbruch" vor. Der engagierte Versuch von Haßfurts Bürgermeister Rudi Eck, in der völlig aus dem Ruder laufenden Debatte zu vermitteln, brachte keinen Erfolg und wurde ebenfalls mit Pfiffen und Zwischenrufen quittiert. Sichtlich berührt von den massiven persönlichen Angriffen rief das Stadtoberhaupt: "Wie heute Abend mit unserem Pfarrer und Ehrenbürger Pater Schmitt sowie mit den Gästen aus Würzburg umgegangen wird, ist beschämend!" Allein das gemeinsam gesprochene Vaterunser am Schluss des Abends konnte die Menschen für wenige Sekunden zusammenführen.
Eingetragen von Michael Derleth am 27.04.2008 09:21