Haßfurt. Es ist ein verstecktes Kunstwerk, das Tympanonrelief der Ritterkapelle am südlichen Ausgang zum Bürgerspital „Heilig Geist“. Es zeigt eine figurenreiche Kreuzigungsdarstellung, ein Stifterehepaar und bemerkenswerte gotische Minuskelinschriften auf Spruchbändern. Das Blut Christi aus Händen, Seitenwunde und Füßen wird von Engeln in Kelchen aufgefangen, ein Hinweis auf die Eucharistiefeier. Leider sind Rahmen, einzelne Darstellungen und lateinische Inschriften stark verwittert und nur noch ergänzend zu verstehen und zu deuten.
„Mit ungleichen Verdiensten hängen drei Körper an den Kreuzesbalken. Dismas und Gesmas und in der Mitte die göttliche Macht. Dismas wird gerettet. Gesmas aber verdammt.“ So der Text am äußeren Rahmen ins Deutsche übertragen. Ein leidender, sterbender Gottessohn auf der Hinrichtungsstätte außerhalb der Altstadt Jerusalem. Er trägt Dornenkrone, Seitenwunde und Lendentuch an den Kreuzesbalken genagelt. Die beiden Schächer – ein altes Wort für Räuber – sind mit Stricken ans Kreuz gebunden. Ihre Namen Dismas und Gesmas sind in den Evangelien nicht genannt, jedoch von der Reue des Räubers zur Rechten des Herrn wird berichtet.
Der theologische Charakter der Kreuzigung Jesu wird dadurch ausgedrückt, dass vier Engel das aus den Wunden rinnende Blut Christi in Kelchen aufnehmen. Das aufgefangene Blut des Gekreuzigten verweist auf die Verwandlung des Weines in Christi Blut bei der heiligen Messe.
Petro Schiller aus Königsberg hat bereits die notwendigen restauratorischen Arbeiten an diesem feingliedrigen Relief mit Durchbrüchen und Hinterschneidungen ausgeführt. Es galt den Bestand des Tympanons zu sichern. So wurden die verschiedenen Partien gefestigt, aber keine Ergänzungen vorgenommen. Stellenweise wurden Edelstahl- oder Fiberglasstifte zum Erhalt der Plastik eingesetzt und Risse geschlossen, damit möglichst keine Feuchtigkeit in den graugrünen Sandstein eindringen kann.
1455 stifteten Georg von Bebenburg und seine Frau Elisabeth, Tochter des Erkinger von Seinsheim-Schwarzenberg, dieses einmalige Denkmal. Beide knien in der abschließenden Stifterzone neben ihrem Vollwappen.
Albin Schorn
Eingetragen von Michael Derleth am 10.03.2009 21:48