Mariaburghausen. „Hervorragend, in bestem Zustand und heute Morgen die guten Lichtverhältnisse im Kirchenraum der Klosterkirche“, so äußert sich Kurator Dirk H. Breiding vor dem Grabmal des Ritters Heinrich von Seinsheim an der Nord-Innenwand im Altarraum. Zunächst lässt der Forscher seinen Blick über den gesamten Sargdeckel wertschätzend gleiten. Dann tasten seine Fingerspitzen feinfühlig über manche herausgearbeiteten Reliefstrukturen der Ritterrüstung. Die Einzelteile wie Nasenlatz, Panzerhemd und Wams, Panzerhandschuhe und Panzerbeinlinge sind klar zu erkennen. Die Hände Ritters sind vor der Brust gefaltet. Über dem Schild am linken Arm ist der Turnierhelm zu sehen. Die Füße der lebensgroßen Sandsteinskulptur stehen auf zwei spaßigen kleinen Hunden. Einer von ihnen nagt wohl gerade an einem Knochen.
Jetzt folgt die Arbeit mit der Kamera. Aus verschiedenen Winkeln, in Nahaufnahmen, schließlich in den kleinsten Details versucht Breiding die Steimmetzarbeit der Grabplatte von 1345 zu erfassen. Er leitet ein Forschungsprojekt in Philadelphia USA am Museum of Art mit der Aufgabenstellung „Harnische des 14. Jahrhunderts“. So untersucht er weltweit vorwiegend Grabmäler dieser Zeitepoche in ihrer Darstellung von Hemd und Waffen und das historische Umfeld. Eine vergleichende Betrachtung der Objekte schließt sich an, um dann Folgerungen aus den Befunden zu ziehen. In Deutschland hat er unter diesem Aspekt Erfurt, Berlin, Querfurt, Schweinfurt, Darmstadt und Dinkelsbühl besucht. Sein Weg führt ihn anschließend nach Scheßlitz in Oberfranken. Der gebürtige Frankfurter hat für seine Forschungsarbeit Kunstgeschichte und Geschichte in London und New York studiert und bereits dort Berufserfahrung am Britischen Museum und gleichfalls am Metropolitan Museum gesammelt. Ein kurzer Besuch folgt noch in die Ritterkapelle. Er ist begeistert: „Da muss ich nochmals herkommen!“
Gut zu wissen:
Ritter Heinrich von Seinsheim war der Vater der Mariaburghausener Nonne Felizitas von Seinsheim, gleichzeitig auch Schwager der 15. Äbtissin Gisela von Wenkheim. Das Zisterzienserinnen-Stift erhielt von diesem Ritter beträchtliche Zuwendungen.
Albin Schorn
Eingetragen von Michael Derleth am 17.03.2015 22:02